Im Dezember 2019 hat sich die Projektgruppe BYOD des BWD zum ersten Mal getroffen und wir haben als erstes einmal darauf angestossen, dass es uns gibt und dass wir überzeugt sind, an der Planung und Umsetzung einer guten Sache arbeiten zu dürfen. Seither haben wir, in groben Zügen zusammengefasst, ein halbes Jahr darüber diskutiert, was dieses Projekt sein soll und was nicht, und, als Folge daraus, was unsere Aufgaben sind und was nicht. Erst dann konnten wir wirklich produktiv werden und unseren Kollegen auch in regelmässigen Abständen berichten. Noch einmal ein halbes Jahr später stehen, zumindest auf Papier, die Pfeiler: die Anzahl der Pilotklassen, die Geräteanforderungen für die Lernenden, ein Entwurf für den pädagogischen Support, zahlreiche mehr und weniger aktive Blogger/innen und viele Ideen für die Umsetzung im Unterricht, die in den Fachschaften entwickelt und zum Teil sogar schon ausprobiert wurden. Dazu steht die Idee, die neuen Lernenden im August mit einer besonderen Schulung auf die Arbeit mit ihren eigenen Geräten vorzubereiten. Seit ein paar Wochen habe ich ein gutes Gefühl, was den Start im Sommer angeht. Vor allem aber habe ich viel dazugelernt: was es in solchen Gruppen auszuhalten gibt (z.B. die vielen Grundsatzdiskussionen oder Änderungen im Projektteam), aber auch, dass mit der Zeit ein Gemeinschaftsgefühl entsteht, aus dem tolle Ideen und Verbindungen entstehen, die hoffentlich über das Projekt hinaus bestehen bleiben. Ich glaube, es wäre Zeit, ein weiteres Mal anzustossen.
Im März 2019 habe ich hier meinen ersten Beitrag gepostet. Wenn ich ihn wieder durchlese, bin ich erstaunt, wie viele von diesen Grundsätzen genau gleich geblieben sind. Ich bin weiterhin überzeugt vom Gedanken, dass wir auch in ausserberuflichen Situationen ständig Lernprozesse durchmachen, und das diese genau so wichtig sind. Auch am Gedanken, dass ich hier in erster Linie für mich selber schreibe, halte ich fest. Aber nicht mehr so sakrosankt. Es sind sogar Texte entstanden, die sich explizit an ein Publikum gerichtet haben, und zwar ausgerechnet die, die am persönlichsten sind. Umso schöner, dass sie auch wahrgenommen wurden und zum Teil sogar wertvolle Gespräche ausgelöst haben. Auch das wäre ein Grund um anzustossen.
Tatsächlich stosse ich seit einer Woche fast jeden Abend mit jemandem an, aber aus ganz anderen Gründen und sehr viel privater, als ich mir das eigentlich vorgestellt hatte. So prosten Philipp und ich uns seit Corona häufiger zu als auch schon: zum einen, weil unser Wein-Vorrat mengenmässig am ehesten den Vorgaben des Bundesrates entspricht, zum anderen, weil es jeden Abend Grund zum Feiern gibt: ein weiterer Tag zu Hause mit beiden Kindern und der Arbeit, der fast streitfrei über die Bühne ging, ein weiterer Tag, an dem unsere Lieben gesund geblieben sind, ein weiterer Tag, der uns dem Ende dieses Ausnahmezustandes näher bringt. Denn irgendwann kommt es bestimmt, das Ende.
Noch viel lieber würde ich aber all meinen Mitstreitern an der Schule zuprosten, denn dass wir es geschafft haben, ab Montag, 08.00 Uhr, also zur ersten Lektion hin, Distanzunterricht für unsere Lernenden anzubieten und umzusetzen, ist alles andere als selbstverständlich. Ich habe in der letzten Woche viele Gespräche mit Leuten aus anderen Bildungsinstitutionen geführt und kann mit gutem Gewissen behaupten, dass unsere Leistung eher der Ausnahme als der Regel entspricht. Wir waren bereit, und ich denke, dass das zumindest teilweise auch etwas damit zu tun hat, dass sich das ganze Kollegium in letzter Zeit mit dem Gedanken auseinandergesetzt hat, wie der Unterricht in Zukunft aussehen könnte. Darauf sollten wir stolz sein. Und ich glaube, wir sollten daraus lernen, dass es keinen Grund gibt, vor neuen Herausforderungen zurückzuschrecken. Wir haben gerade eine ziemlich Grosse gemeistert.
Es wird also ein paar Flaschen brauchen, wenn wir dann wieder dürfen. Ich stelle sie beiseite und freue mich auf euch.