Ich habe gerade gestaubsaugt. Davor habe ich meinen Kindern zum wiederholten Male (freundlich und weniger freundlich) gesagt, sie sollen sich anziehen, Zähne putzen, aufräumen und dann nach draussen gehen. Es wurde gerade etwas eng hier drin, auch für meine Nerven. Aufgeräumt habe ich dann selber, sonst ist das mit dem Staubsagen etwas schwierig. Mann und Kinder sind weg. Nun wäre es dann der Zeit, die zusammengelegte Wäsche wegzuräumen und die nächste aufzuhängen.
Vorher habe ich aber eben ein paar Fragen. Ja, sie sind mir beim Staubsaugen durch den Kopf gegangen, ehrlich gesagt, beschäftigen sie mich aber schon seit längerem und heute sind sie besonders drängend. Vor dem Staubsaugen musste ich mir nämlich noch anhören, dass ich die dümmste Mutter der Welt sei, und mehrfach darauf hinweisen, dass ich es nicht mag, wenn man mir in den Hintern tritt - auch wenn das der Tretende enorm lustig findet. Manchmal mag ich mich nicht mehr zur Wehr setzen - nur raus mit dem Sack Flöhe, in Ruhe durchatmen, einen Kaffee trinken und staubsaugen - eine Stunde das aufgeräumte Haus geniessen. Meistens reicht das.
Manchmal löst es aber auch Fragen aus. War ich auch so undankbar? War ich auch so laut? Hat es mich auch überhaupt nicht interessiert, was ihr gesagt habt, egal, ob es zu meinem guten oder schlechten war? War ich auch so unordentlich? War ich auch so respektlos? Habe ich auch ständig Grenzen getestet und überschritten? Habe ich das irgendwann einmal gemerkt und richtig eingeordnet? Ich weiss es nicht. Ich weiss auch nicht, ob ich das wirklich wissen will. Denn, egal wie die Antwort lautet, sie wird mich nicht zufriedenstellen: entweder habt ihr manchmal genau so unter mir gelitten oder ich muss akzeptieren, dass ich vielleicht doch ein paar Dinge besser hätte machen können in den letzten 6 Jahren. Obwohl ich mir Mühe gebe - das tun wir alle.
Ich will also keine Antwort. Aber wenn mich je mal wieder jemand fragt, was das Gute daran sei, Kinder zu haben, dann werde ich wohl, je nach Gemütszustand, antworten: man erinnert sich daran, dass man auch so war. Und dass man Eltern hatte, die das ausgehalten haben. Und einem trotzdem lieben. Und wenn das nicht die herausragendste Leistung ist, die ein Mensch vollbringen kann, dann weiss ich auch nicht mehr weiter.
Ich glaube, bevor ich die Wäsche aufhänge, reicht es noch für einen Kaffee. Und dann bin ich gerüstet für die Heimkehrer.
Danke, dass ihr mich ausgehalten habt.
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