Dass ich mit diesem Blog, oder vielmehr mit meinem Engagement für diese Art der Reflexion, exponieren würde, war mir ja schon klar. Dass mir und meinen Mitblogger/Innen ein derart rauer Wind entgegenwehen würde, habe ich aber nicht erwartet. Eine gewisse Skepsis gegenüber neuen Ansätzen ist völlig normal und enorm wichtig, dass uns aber relativ unverhohlen Narzissmus vorgeworfen würde und die Angst, sich in der “Öffentlichkeit” zu präsentieren, immer noch sehr gross ist, bewegt mich dazu, hier genau das zu tun, was viele nicht wollen - die Hosen runterzulassen und über meine Gefühle nachzudenken und zu schreiben, die ich in diesem Lernprozess hatte, denn es erscheint mir unablässlich, dass ich das nicht einfach abtue und mich aktiv damit auseinandersetze. Weil ich dabei auch einiges über mich gelernt habe.
Meine Gründe für diesen Blog habe ich zum Start dieses Projekts dargelegt und nach einem halben Jahr hat sich diesbezüglich auch nicht viel geändert. Die Tatsache, dass meine Texte vom einen oder anderen gelesen werden, führt natürlich dazu, dass ich mir bei der Wahl der Themen und beim Schreiben ein bisschen mehr Gedanken mache, als ich das zu Beginn habe. Das ändert aber nichts an der ursprünglichen Motivation: mich mit meinem Lernen in alltäglichen Situationen auseinanderzusetzen, in der Hoffnung, dass ich diese Erfahrungen dank der Verarbeitung für kommende Situationen besser nutzen kann.
Dies in einem öffentlichen Blog zu tun, scheint mir bis anhin ein guter Weg zu sein. Trotz meiner Freude daran, habe ich immer kommuniziert, das diese Art von Reflexion nicht die einzige ist und schon gar nicht für alle die Richtige sein kann - weder für meine Arbeitskollegen, noch für unsere Lernenden. Trotzdem musste ich mich regelmässig rechtfertigen, gar verteidigen, teils öffentlich, teils vor mir selber. Das ist nicht einfach und es fällt mir schwer, die negativen Emotionen einzuordnen und nicht persönlich zu nehmen.
Mir ist aber auch bewusst geworden, dass ich in der Vergangenheit auf Inputs oder gar Innovationen im Zusammenhang mit meinem Berufsalltag, die mir nicht entsprechen, genau so reagiert habe, wie es meine kritischen Kollegen getan haben: mit Ablehnung, ohne mich auf eine echte Diskussion einzulassen, auch manchmal mit Häme, wenn ich gewusst habe, dass mein Gesprächspartner eine ähnliche Meinung hat. Das jemand in diese Ideen Herzblut investiert hat und sich von mir vielleicht persönlich angegriffen fühlte, daran habe ich keine Sekunde gedacht.
Deshalb mein frommer Wunsch: lasst uns ab und an unsere Wohlfühlzone verlassen, lasst uns uns aber auch eingestehen, dass wir, und somit unsere Art zu unterrichten, unterschiedlich sind, und nicht jede Methode jeder Lehrkraft entsprechen kann. Denn darüber sind sich die Bildungsprofis meines Wissens ausnahmsweise einig: Unterricht gelingt nur dann, wenn er authentisch ist.
Photo by mvp on Unsplash